Haut im Wandel – Was sie in den Wechseljahren wirklich braucht

„Meine Haut war plötzlich wie ausgetrocknet – egal, wie viel Creme ich benutzt habe.“ So oder ähnlich berichten viele Frauen über erste Veränderungen ihrer Haut während der Wechseljahre. Was vorher weich, elastisch und unkompliziert war, fühlt sich nun trocken, dünner oder empfindlicher an. Manche bemerken kleine Risse, Juckreiz oder Spannungsgefühle – oft ohne die Ursache gleich einordnen zu können.
Was viele nicht wissen: Die Haut ist eines der Organe, das besonders stark auf hormonelle Veränderungen reagiert. Vor allem das Hormon Östrogen spielt eine zentrale Rolle für die Gesundheit und Struktur der Haut. Mit Beginn der Wechseljahre sinkt der Östrogenspiegel – und damit beginnt auch für die Haut eine neue Phase.
Wenn sich deine Haut verändert, ist das kein Zeichen von Nachlässigkeit – sondern Ausdruck eines natürlichen Prozesses. Umso wichtiger ist es, zu verstehen, was genau im Körper passiert, welche Rolle die Hormone dabei spielen und wie du deine Haut gezielt unterstützen kannst.

Bis zu 60 % aller postmenopausalen Frauen leiden unter trockener Haut. Östrogen beeinflusst nicht nur die Feuchtigkeit, sondern auch die Reparaturfähigkeit deiner Haut.

Was passiert mit der Haut in den Wechseljahren?

In den Wechseljahren verändert sich der Hormonhaushalt – allen voran der Östrogenspiegel sinkt kontinuierlich. Diese Veränderung hat weitreichende Auswirkungen auf die Haut, da Östrogen an zahlreichen Prozessen beteiligt ist, die für eine gesunde, straffe und gut durchfeuchtete Haut wichtig sind.

Kollagenabbau und HautdickeÖstrogen regt die Bildung von Kollagen an – einem Strukturprotein, das der Haut Festigkeit und Elastizität verleiht. Studien zeigen, dass in den ersten fünf Jahren nach der Menopause der Kollagengehalt der Haut um bis zu 30 % sinken kann. Die Folge: Die Haut wird dünner, verliert an Spannkraft und ist anfälliger für kleine Verletzungen oder Irritationen.

Feuchtigkeitsverlust und HautbarriereÖstrogen beeinflusst auch die Produktion von Hyaluronsäure und Lipiden – Substanzen, die helfen, Feuchtigkeit in der Haut zu speichern und die Hautbarriere zu stabilisieren. Ein Mangel führt dazu, dass die Haut trockener wird, spannt oder juckt. Viele Frauen berichten zudem von einer gesteigerten Empfindlichkeit gegenüber Pflegeprodukten oder Umweltreizen.

Veränderungen der HautstrukturMit dem hormonellen Wandel nimmt auch die Durchblutung der Haut ab, die Regeneration verlangsamt sich. Die Haut wirkt blasser, stumpfer und weniger rosig. Gleichzeitig können Pigmentstörungen, wie Altersflecken, zunehmen – vor allem, wenn Sonnenschutz früher vernachlässigt wurde.

Fettverteilung und HautbildEin sinkender Östrogenspiegel kann sich auch auf die Talgproduktion auswirken. Einige Frauen berichten von trockenerer Haut, andere von plötzlichen Unreinheiten – ein Phänomen, das an jugendliche Akne erinnert, aber hormonell bedingt ist. Auch die Umverteilung des Körperfetts kann das Hautbild beeinflussen, etwa durch vermehrte Trockenheit an den Extremitäten oder Veränderungen im Gesicht.

Diese natürlichen Prozesse lassen sich nicht vollständig aufhalten – wohl aber abmildern. Im nächsten Abschnitt erfährst du, wie du deine Haut gezielt unterstützen kannst – von innen und von außen.

Wie Hormone deine Haut auf Zellebene steuern

Die Haut ist kein passives Schutzschild, sondern ein hochaktives Organ – und eines, das besonders fein auf hormonelle Signale reagiert. In nahezu allen Hautschichten finden sich sogenannte Östrogenrezeptoren – also Andockstellen für das Hormon Östrogen. Besonders zahlreich sind diese im Gesicht, an den Beinen und im Genitalbereich.

Solange ausreichend Östrogen im Körper zirkuliert, entfaltet es dort eine Reihe von positiven Effekten:

  • Es fördert die Zellneubildung in der obersten Hautschicht und sorgt für eine stabile Hautbarriere.

  • Es stimuliert die Produktion von Kollagen und Elastin, den wichtigsten Strukturproteinen für eine glatte, straffe Haut.

  • Es wirkt entzündungshemmend und antioxidativ – schützt die Haut also vor Umwelteinflüssen und freien Radikalen.

  • Es unterstützt die Feuchtigkeitsbindung, unter anderem durch die Regulation von Hyaluronsäure und ceramidreichen Lipiden.

Sinkt der Östrogenspiegel, nimmt diese Schutzwirkung Schritt für Schritt ab: Die Zellregeneration verlangsamt sich, die Haut wird empfindlicher und trocknet leichter aus. Auch kleine Entzündungen können häufiger auftreten oder schlechter abheilen. Das alles erklärt, warum sich viele Frauen ab der Perimenopause über ein neues, ungewohnt „dünnes“ Hautgefühl wundern – obwohl sie ihre Pflege gar nicht verändert haben.

Häufige Hautveränderungen in den Wechseljahren

Nicht jede Frau erlebt die gleichen Veränderungen – aber bestimmte Hautprobleme treten in den Wechseljahren besonders häufig auf. Sie sind Ausdruck der hormonellen Umstellung und ihrer vielfältigen Auswirkungen auf Feuchtigkeit, Regeneration und Schutzfunktion der Haut.

Trockene Haut (Xerose)Der Klassiker in den Wechseljahren: Die Haut verliert schneller Feuchtigkeit, wirkt rau, schuppig oder fahl. Besonders betroffen sind die Schienbeine, Unterarme und das Gesicht. Häufiges Eincremen bringt nur kurzfristige Linderung – langfristig braucht die Haut mehr Unterstützung.

Juckreiz (Pruritus) Trockene Haut neigt stärker zu Reizungen. Viele Frauen berichten über ein plötzliches Jucken – ohne sichtbare Ursache. Manchmal reicht schon eine wärmere Dusche oder trockene Heizungsluft, um das unangenehme Gefühl auszulösen.

Dünner werdende Haut und verzögerte HeilungMit dem sinkenden Kollagengehalt wird die Haut spürbar dünner – kleine Kratzer oder Risse heilen langsamer, Blutergüsse entstehen schneller. Auch die Hautelastizität lässt nach, was zu ersten Fältchen oder einem „schlaffen“ Gefühl führen kann.

Pigmentveränderungen und MelasmenMit der hormonellen Umstellung verändert sich auch die Regulation des Hautfarbstoffs Melanin. Dadurch kann es zu ungleichmäßigen Pigmentierungen kommen – insbesondere bei Frauen, die in der Vergangenheit viel Sonne ausgesetzt waren. Typisch sind sogenannte Melasmen oder Altersflecken: bräunliche, scharf begrenzte Flecken, die vor allem an lichtexponierten Stellen wie Stirn, Wangen, Oberlippe und Handrücken auftreten. Sonnenlicht verstärkt diese Veränderungen – weshalb konsequenter UV-Schutz in dieser Lebensphase besonders wichtig ist.

Erhöhte EmpfindlichkeitWas früher problemlos vertragen wurde, führt plötzlich zu Rötungen oder Brennen. Die veränderte Hautbarriere reagiert sensibler auf Duftstoffe, Konservierungsmittel oder bestimmte Textilien.

Was hilft? – Behandlungsmöglichkeiten im Überblick

Die gute Nachricht: Auch wenn hormonell bedingte Hautveränderungen nicht komplett „wegcremt“ werden können, gibt es eine Reihe wirksamer Maßnahmen, um die Haut gezielt zu unterstützen. Entscheidend ist ein ganzheitlicher Ansatz – von der äußeren Pflege bis zur inneren Versorgung.

a) Hautpflege: Was wirklich sinnvoll ist

Mit sinkendem Östrogenspiegel braucht die Haut vor allem eins: mehr Unterstützung bei der Feuchtigkeitsbindung und beim Erhalt ihrer Schutzbarriere.

  • Rückfettende, parfumfreie Produkte sind gut verträglich und helfen, den Lipidfilm der Haut zu stabilisieren.

  • Feuchthaltemittel wie Urea oder Glycerin binden Wasser in der Haut – besonders bei trockener, schuppender Haut wichtig.

  • Sonnenschutz sollte zur täglichen Routine gehören – nicht nur zum Schutz vor Hautkrebs, sondern auch um Pigmentflecken und vorzeitiger Hautalterung vorzubeugen.

  • Sanfte Reinigung statt aggressive Tenside: Lauwarmes Wasser, pH-neutrale Produkte und sparsame Anwendung helfen, die Hautbarriere zu schützen.

b) Lokale Hormontherapie

Eine wenig bekannte, aber in der Forschung gut dokumentierte Option ist die Anwendung östrogenhaltiger Cremes – insbesondere mit Estriol, einem schwach wirksamen Östrogen mit geringer systemischer Aufnahme.

  • Topisches Estriol kann Hautdichte, Elastizität und Feuchtigkeitsgehalt verbessern – besonders in empfindlichen Bereichen wie dem Gesicht.

  • In Europa sind aktuell keine entsprechenden Hautpflegeprodukte zugelassen, in den USA gibt es hingegen bereits entsprechende Gesichtscremes mit niedrig dosiertem Estriol.

  • Progesteronhaltige Cremes werden gelegentlich zusammen mit östrogenhaltigen Cremes angeboten, ihre Wirkung auf die Haut ist jedoch weniger klar belegt – unter anderem aufgrund der schlechteren Hautresorption.

c) Ernährung und Mikronährstoffe

Was wir essen, wirkt sich auch auf die Haut aus – insbesondere, wenn es um antioxidativen Schutz und Zellregeneration geht. Aber in den Wechseljahren verändert sich die Resorption oder Verwertung unserer Nahrung, so dass eine gewisse Unterstützung hilfreich für die Haut sein kann:

  • Omega-3-Fettsäuren (z. B. aus Leinöl, Fischöl) wirken entzündungshemmend und unterstützen die Hautbarriere.

  • Antioxidantien wie Vitamin C und E helfen, freie Radikale zu neutralisieren.

  • Zink und Selen sind wichtig für Wundheilung, Immunschutz und Enzymfunktionen.

  • Vitamin D: Auch für die Hautgesundheit essenziell – ein Mangel ist in Mitteleuropa weit verbreitet.

  • Bei Beschwerden oder Risikofaktoren kann eine Labordiagnostik auf Mikronährstoffmängel sinnvoll sein – etwa durch Hausarzt oder Gynäkologin.

Haut & Psyche: Selbstbild und Selbstfürsorge

Die Haut ist mehr als nur ein Organ – sie ist auch Spiegel unserer inneren Verfassung. Wenn sie sich verändert, wirkt sich das oft auf das eigene Körperbild aus. Viele Frauen berichten, dass sie sich „nicht mehr wohl in ihrer Haut“ fühlen, wenn Spannungsgefühle, Rötungen oder sichtbare Veränderungen auftreten.

Gerade in einer Lebensphase, in der sich so viel wandelt, ist es wichtig, mit sich selbst achtsam umzugehen. Statt Selbstkritik und Perfektionsdruck braucht es ein liebevolles, realistisches Verständnis für das, was der Körper gerade leistet. Hautpflege kann dabei mehr sein als Routine – nämlich ein bewusstes Ritual der Selbstfürsorge. Ein Moment der Ruhe, der Wertschätzung und des Kontakts mit sich selbst.

Wenn dich Hautveränderungen verunsichern oder belasten, kann es hilfreich sein, dich professionell begleiten zu lassen – zum Beispiel durch eine erfahrene Dermatologin. Sie kann mögliche Ursachen differenzieren und geeignete Behandlungen empfehlen. Auch Gespräche mit Wechseljahres-Expertinnen und anderen Frauen oder gezielte Entspannungstechniken wie Achtsamkeit oder Meditation können helfen, das eigene Wohlgefühl zu stärken.

Denn letztlich geht es nicht um Perfektion – sondern darum, dich in deiner Haut wieder zuhause zu fühlen.


Quellen:

Weidlinger, S. et al. Die Menopause und ihre Auswirkungen auf Haut und Haare. Gynäkologische Endokrinologie 21, 290–297 (2023). https://doi.org/10.1007/s10304-023-00526-1.

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