Der weibliche Zyklus & weibliche Hormone: Ihre Rollen und Bedeutung

Der weibliche Zyklus ist ein natürlicher, wiederkehrender Prozess, der den Körper einer Frau auf eine Schwangerschaft vorbereitet. Dieser Zyklus wird durch ein fein abgestimmtes Zusammenspiel von Hormonen gesteuert, die während der verschiedenen Phasen unterschiedliche Rollen übernehmen. Die wichtigsten Hormone im weiblichen Zyklus sind Östrogen und Progesteron, die zusammen mit weiteren Hormonen für den reibungslosen Ablauf des Zyklus im Körper verantwortlich sind. Ein Verständnis dieser Hormone und ihrer Funktionen helfen Dir, besser zu verstehen, was in deinem Körper vorgeht.

Die Phasen des weiblichen Zyklus

Der weibliche Zyklus wird in vier Phasen unterteilt:

  1. Menstruationsphase: Diese Phase beginnt mit dem ersten Tag der Periode. Während der Menstruation wird die Gebärmutterschleimhaut abgestoßen, da keine Schwangerschaft eingetreten ist. Der Körper bereitet sich nun darauf vor, einen neuen Zyklus zu starten. Viele Frauen erleben in dieser Zeit Müdigkeit, Krämpfe oder Stimmungsschwankungen.

  2. Follikelphase: In der Follikelphase, die gleichzeitig mit der Menstruationsphase beginnt und bis zum Eisprung andauert, steigen die Östrogenspiegel im Körper stark an. Dies fördert das Wachstum und die Reifung von Eizellen in den Eierstöcken. In dieser Phase fühlt sich der Körper durch die steigenden Östrogenspiegel oft energischer, die Stimmung hebt sich und die Haut wirkt strahlender.

  3. Ovulationsphase: Der Eisprung markiert den Höhepunkt oder auch Mittelpunkt des Zyklus. Etwa in der Mitte des Zyklus wird eine reife Eizelle aus dem Eierstock freigesetzt. Dies geschieht durch einen Anstieg eines weiteren, luteinisierenden Hormons (LH), das den Eisprung auslöst. Während dieser Phase kann es zu einem leichten Temperaturanstieg im Körper kommen. Viele Frauen bemerken in dieser Zeit auch ein erhöhtes sexuelles Verlangen.

  4. Lutealphase: Nach dem Eisprung beginnt die Lutealphase, in der das Hormon Progesteron im Vordergrund steht. Dieses Hormon sorgt dafür, dass die Gebärmutterschleimhaut auf eine mögliche Einnistung vorbereitet wird. Wenn keine Schwangerschaft eintritt, sinken die Progesteron- und Östrogenspiegel ab, und der Zyklus beginnt von Neuem. In dieser Phase, also kurz vor der Menstruation, können vermehrt Symptome, wie Stimmungsschwankungen, Brustspannen oder ein erhöhtes Hungergefühl auftreten. 

Der Menstruationszyklus: (FSH = Follikelstimulierendes Hormon, LH = Luteinisierendes Hormon)

Die Abbildung zeigt, wie sich die Hormonspiegel im Menstruationszyklus verändern. Östrogen steigt in der Follikelphase an, FSH und LH fördern das Wachstum und die Freisetzung der Eizelle. Progesteron dominiert in der Lutealphase, bereitet die Gebärmutterschleimhaut auf die Einnistung vor und sinkt ab, wenn keine Schwangerschaft entsteht. Das Abfallen von Progesteron und Östrogen führt zur Menstruationsblutung. Die Zykluslänge (28 Tage) und die Blutungsdauer (3-5 Tage) sind individuell und schwanken in der Regel zwischen 21-35 Tagen für den Zyklus und 2-7 Tagen für die Blutung.

Unten in der Abbildung ist das Follikelwachstum dargestellt. Ein Follikel enthält eine Eizelle, die in der Follikelphase heranreift. Der Follikel wächst durch FSH zu einem reifen Follikel heran. In der Mitte des Zyklus löst ein LH-Anstieg den Eisprung aus, wobei die Eizelle freigesetzt wird. Danach verwandelt sich der leere Follikel in den Gelbkörper (Corpus luteum), der Progesteron produziert. Ohne Befruchtung bildet sich der Gelbkörper zurück.

Wie lange dauert eigentlich ein „normaler“ Zyklus – und gibt es den überhaupt?

Die Antwort ist nicht ganz so einfach. Ein „normaler“ Zyklus kann zwischen 21 und 35 Tagen dauern, und der oft zitierte 28-Tage-Zyklus ist eher eine Orientierung als die Regel. Tatsächlich haben viele Frauen kleine Schwankungen in der Zykluslänge, die von Monat zu Monat variieren können. Diese Schwankungen sind völlig normal und hängen von vielen Faktoren ab, wie Alter, Stress, Ernährung oder Lebensstil. Es gibt also kein absolutes „Normal“. Wichtig ist, dass Du Deinen eigenen Zyklus beobachtest und darauf achtest, wie regelmäßig er ist und welche Veränderungen du wahrnimmst – Du bist die Expertin für Deinen Körper!

Beschwerden im Zusammenhang mit dem Zyklus

Der Zyklus geht nicht nur mit den beschriebenen hormonellen Veränderungen einher, sondern kann auch eine Vielzahl von Beschwerden bedingen. Viele Frauen erleben während der Menstruation Schmerzen, die von leichten Krämpfen bis hin zu starken Schmerzen reichen können, die den Alltag beeinträchtigen. Das sogenannte Prämenstruelles Syndrom (PMS) ist relativ weit verbreitet und kann zusätzlich Symptome wie Reizbarkeit, Kopfschmerzen, Heißhunger oder Schlafstörungen verursachen. Treten diese Beschwerden regelmäßig auf und sind ausgeprägt oder beeinflussen den Alltag, kann ein (PMS) vorliegen.

„An manchen Tagen war es so schlimm, dass ich es kaum aus dem Bett geschafft habe. Ich wollte zum Arzt, aber in solchen Momenten war der Gedanke, das Haus zu verlassen, einfach zu viel.“
– Lea, 28 Jahre

Die Stärke und Dauer der Blutungen können von Zyklus zu Zyklus variieren. Manche Frauen leiden unter besonders starken Blutungen, was als Menorrhagie bezeichnet wird. Eine weitere Erkrankung, die den Zyklus stark beeinflussen kann, ist die Endometriose. Dabei wächst Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, außerhalb der Gebärmutter, was zu starken Schmerzen und Unregelmäßigkeiten im Zyklus führt. Doch auch hier gibt es Ansätze, die Symptome zu lindern, sei es durch Schmerzmittel, hormonelle Behandlungen oder in schweren Fällen durch operative Eingriffe. Es ist wichtig, diese Beschwerden ernst zu nehmen und bei Bedarf Unterstützung bei einer Ärztin bzw. Arzt zu suchen.

Wirkung der Hormone außerhalb der Geschlechtsorgane

Es gibt Millionen von Hormonrezeptoren im ganzen Körper, nicht nur in den Fortpflanzungsorganen, sondern auch im Gehirn, in den Knochen, im Herz-Kreislauf-System und in der Haut. Hormone wie Östrogen und Progesteron beeinflussen daher viele andere Bereiche Deines Körpers. Östrogen etwa trägt zur Erhaltung der Knochendichte bei, beeinflusst die Elastizität der Haut und wirkt im Gehirn auf das Gedächtnis und die Stimmung. Wenn der Hormonspiegel während der Wechseljahre abfällt, bemerken viele Frauen nicht nur die bekannten Symptome wie Hitzewallungen, sondern auch eine nachlassende Gedächtnisleistung (Brain Fog) und Stimmungsschwankungen. Dies zeigt, wie umfassend die Wirkung dieser Hormone auf den gesamten Körper ist.

Wer erlebt noch einen Zyklus und Menopause?

Der weibliche Zyklus ist nicht nur bei Menschen ein Phänomen. Auch im Tierreich gibt es viele Säugetiere mit einem reproduktiven Zyklus. Interessanterweise durchlaufen nur wenige Tiere, darunter Wale wie der Schwertwal, ähnlich wie Menschen eine Menopause. Das bedeutet, dass sie nach dem Ende ihrer reproduktiven Phase viele Jahre leben können, ohne Nachwuchs zu zeugen, was in der Tierwelt eine seltene Ausnahme darstellt.

Einfluss von medikamentösen Verhütungsmethoden auf den Zyklus

Verhütungsmethoden wie die Antibabypille oder die Hormonspirale (IUD) haben einen direkten Einfluss auf den weiblichen Zyklus:

  • Die „klassische“ Pille ist eine Kombination aus Östrogen und einem Gestagen (ein synthetisches, im Labor hergestelltes Progesteron) und verhindert den Eisprung. Sie stabilisiert den Hormonspiegel, was häufig zu leichteren und regelmäßigen Blutungen führt.

  • Die Minipille enthält nur ein Gestagen (kein Östrogen) und hat ähnliche Effekte wie die klassische Pille.

  • Hormonspiralen oder „Intrauterinpessare“ (IUD) setzen lokal Hormone in der Gebärmutter frei, was oft zu sehr schwachen oder ausbleibenden Blutungen führt. Neben den Hormonspiralen gibt es auch Kupferspiralen, die durch Abgabe von Kupferionen vor einer Schwangerschaft schützen. IUDs haben eine lange Wirkungsdauer und sind meist 3–5 Jahre (selten bis zu 10 Jahre) wirksam.

Je nach Beschwerden und Zusammensetzung der Verhütungsmethode sind sie nicht nur zur Verhütung wirksam, sondern auch hilfreich bei der Behandlung von Beschwerden wie starken Regelschmerzen oder übermäßigen Blutungen. Dein Gynäkologe oder Deine Gynäkologin ist hier die beste Anlaufstelle, um die passende Methode für Dich zu finden.

Nicht-medikamentöse Verhütungsmethoden

Verhütung ist nicht nur eine Frage von Hormonen und Medikamenten. Es gibt auch eine Reihe von nicht-medikamentösen Methoden, die sich bewährt haben.

Verhütung ist keine „Frauensache“

Verhütung liegt nicht allein in der Verantwortung der Frau. Männer spielen eine ebenso wichtige Rolle! Es ist längst überfällig, dass Verhütung als gemeinsame Aufgabe gesehen wird. In einigen Ländern wird intensiv an hormonellen Verhütungsmethoden für Männer geforscht, aber bis diese breit verfügbar sind, bleibt das Kondom eine verlässliche Option. Scheut euch nicht, das Thema offen anzusprechen – Verhütung ist schließlich eine geteilte Verantwortung!

Eine weitere nicht-medikamentöse Möglichkeit ist die Temperaturmethode. Diese natürliche Methode basiert darauf, die tägliche Körpertemperatur zu messen, um fruchtbare und unfruchtbare Tage im Zyklus zu bestimmen. Kurz vor dem Eisprung steigt die Temperatur leicht an, was hilft, die fruchtbaren Tage einzugrenzen. Diese Methode erfordert allerdings eine regelmäßige und genaue Beobachtung des Zyklus und eignet sich vor allem für Frauen mit einem stabilen Zyklus, also vor den Wechseljahren. Sie ist jedoch weniger zuverlässig als hormonelle Methoden oder Kondome, daher sollte sie mit Bedacht angewendet werden, wenn eine Schwangerschaft sicher vermieden werden soll.


Quellen:

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